Die Gründungsgeschichte der 24-Stunden-Betreuung „VITA Fonfara“
Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen,
sondern jedes Mal wieder aufzustehen (Nelson Mandela)
Im Teenager-Alter von 13 Jahren wurde ich zum ersten Mal mit der Situation konfrontiert, dass ein „normales“ Teenager-Leben für mich nicht möglich sein würde. Was das bedeutet, wurde mir erst später klar – und heute bin ich dankbar für jeden Moment und jede Erfahrung, die mich diese Zeit gelehrt hat.
Mein vier Jahre älterer Bruder und ich lebten 2001 noch zuhause bei unseren Eltern: Philipp, 17 Jahre alt und voller Tatendrang, die Welt zu entdecken, und ich, damals 13 Jahre alt und gerade mit der Selbstfindung beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt klagte unsere Mama zunehmend über Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Fingern, Müdigkeit und Druck auf der Brust. Ein halbes Jahr lang konnte kein Arzt ermitteln, woran sie leidet, bis wir die Diagnose „Multiple Sklerose“ (kurz „MS“) erhielten. Uns war damals noch nicht klar, welche Auswirkungen das haben würde, denn wir wussten nicht wirklich, was „MS“ ist. Bis sich der Zustand von unserer Mama fast wöchentlich verschlechterte. So ließ zum Beispiel die Feinmotorik stark nach bis sie selbst nicht einmal mehr das Besteck richtig halten konnte. Anfangs konnte unsere Mama mit Hilfe eines Stockes gehen, dann mit Krücken, kurz darauf war sie auf die Unterstützung eines Rollators angewiesen und schlussendlich sitzt sie seit 2005 in einem Rollstuhl. In diesen vier Jahren des Krankheitsverlaufes hat sich unser aller Leben um 180 Grad gedreht. Während dieser Zeit trennten sich zudem unsere Eltern – zwar nicht auf Grund der Krankheit, jedoch machte das die Situation nicht einfacher.
Der Haushalt und Kochen war für meine Mama schon lange nicht mehr möglich, diese Aufgaben habe ich bereits mit 14 Jahren komplett übernommen. Als mein Bruder auszog und ich mit meiner Mama alleine zuhause war kümmerte sich vormittags unsere sehr liebe Freundin Marianne – und heute Mitarbeiterin und gute Seele bei VITA Fonfara – um meine Mama, während ich in der Schule war. Nach der Schule kochte ich unser Mittagessen, gab meiner Mama zu essen, kümmerte mich um sie und den Haushalt, bereitete das Abendessen vor, machte die Wäsche und packte meine Schulsachen für den nächsten Tag.
Leider verschlechterte sich Mamas Zustand immer mehr, sodass sie schon ganz bald ein kompletter Pflegefall war und neben der Arbeit im Haushalt nun vor allem auch die körperliche Pflege dazugekommen ist. Nachts half ich meiner Mama bis zu sechs Mal, um sich zu drehen oder auf Toilette zu gehen. Tagsüber konnte sie mittlerweile auch keine Handlungen mehr selbst unternehmen – so wurde dies zu unserem Alltag. Von der Pflegeversicherung wurde sie in die höchste Stufe eingestuft, was jedoch bei weitem nicht ausreichte, um ihren Pflegebedarf zu decken.
Neben der körperlichen Pflege wurde die Situation mehr und mehr zu einer psychischen Belastung für mich. Meine Mama sah keinen Sinn mehr im Leben und schottete sich zuhause mit herunter gelassenen Rollläden ab. Es war mir nur schwer möglich, sie jeden Tag aufs Neue zu motivieren, um das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie wehrte sich gegen jede Form der Therapie, wollte nicht mit mir raus an die frische Luft gehen und weigerte sich vehement gegen den Vorschlag, eine helfende Pflegekraft ins Haus zu holen. Mir war während der Schulzeit und später in meiner Ausbildung immer mulmig zumute, sie alleine zuhause zu lassen, aus Angst, sie könne sich etwas antun.
Mittlerweile wurde unsere Freundin Marianne zu einem sehr starken Halt für die Familie und unterstützte mich bei der Pflege. Auch meine Oma gab ihre Wohnung in Wiesbaden auf und zog zu uns nach Taunusstein, um uns zu unterstützen. Während ich immer wieder nach Möglichkeiten recherchierte, um meiner Mama zu helfen, fand ich einen Arzt, der eine für uns neue Therapieform für „MS“-Patienten anbot: Eine Therapie mit dem Arzneistoff Mitoxantron. Auch dagegen wehrte sich meine Mama anfangs, mein Bruder und ich haben uns jedoch durchgesetzt und sie zusammen mit dem Arzt für diese Therapie überzeugen können. Sie bekam die maximale Dosis, was ihren körperlichen Zustand zwar nur minimal verbesserte, jedoch ihre mentale Verfassung sehr positiv beeinflusste. Sie fand neuen Lebensmut und öffnete sich neuen Möglichkeiten.
Leider erkrankte in dieser Zeit unsere Oma an Krebs und wurde ebenfalls zum Pflegefall – dies war der Zeitpunkt, als mein Bruder, unsere Freundin Marianne und ich die Situation nicht mehr bewältigen konnten. Unsere Oma ist von dem einen auf den anderen Tag nicht nur als Hilfe weggebrochen, sondern wurde zeitgleich auch zu einem intensiven Pflegefall.
Wir sahen erneut nur noch Halt bei einer 24-Stunden-Betreuung. Und diesmal – da waren wir uns sicher – würden wir uns bei unserer Mama durchsetzen. Ob sie nun dagegen war oder nicht. Wir brauchten eine Betreuung rund um die Uhr.
Auf der Suche nach einer 24-Stunden-Betreuung stieß ich immer wieder auf Hindernisse. Ich rief unzählige Hotlines an, die mich immer wieder an eine andere Stelle verwiesen, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Wenn ich mit jemandem sprach, fand keine Beratung statt, die ich jedoch so dringend benötigt hätte, um auf diesem neuen Gebiet einen Durchblick zu erhalten. Was mir jedoch am meisten missfiel, war die Tatsache, dass sich keiner mit der Krankheit oder dem Pflegebedarf meiner Mama auseinander setzte. Kurzum: Ich fand keine Vermittlung, die mich an die Hand nahm, um mit mir eine geeignete Lösung für unsere Mama und Oma zu finden.
Bis wir dann doch endlich eine sehr liebevolle Pflegekraft gefunden haben – unsere gute Seele „Vessi“. Die Pflegerin lernte ich über eine bulgarische Firma kennen. Nachdem ich mit den Pflege-Vermittlungsfirmen in Deutschland erfolglos blieb, suchte ich den Kontakt zu einer bekannten Bulgarin, die wiederum den Kontakt zu mehreren Pflege-Firmen aus ihrem Heimatland herstellte. Etliche Telefonate, Recherchen und Verträge brachten mich letztlich zu einem guten und seriösen Pflege-Unternehmen, bei dem „unsere Vessi“ vermittelt wurde.
Ich war sehr positiv über die Kundenorientiertheit der Bulgaren überrascht. Sie fragten Charaktereigenschaften meiner Mama ab, wir besprachen die Vorlieben und Interessen und erörterten das Krankheitsbild und die körperlichen sowie psychischen Voraussetzungen meiner Mama. Durch das Erfragen aller erdenklichen Details fanden sie die perfekte Pflegekraft für sie. Ich war so glücklich und erleichtert über diese Entwicklung, dass mir ein großer Stein vom Herzen fiel.
Diese Einstellung teilte meine Mama zunächst jedoch leider nicht. Sie lehnte Vessi in den ersten Tagen komplett ab und war nicht gerade offen und herzlich. Doch durch Vessis Einfühlungsvermögen öffnete sich meine Mama bereits in der zweiten Woche dieser neuen Situation und verlor ihre Ängste und Vorurteile.
Sie akzeptierte, dass von nun an eine „fremde Person“ in ihrem Haushalt lebte und sagt heute, dass sie auf diese Pflege-Unterstützung und Gesellschaft keinesfalls mehr verzichten möchte. Diese Entwicklung hatte auch zur Folge, dass sich das Verhältnis zwischen meiner Mama und mir wieder stark besserte. Wir konnten uns auch wieder über private Themen unterhalten, was während der Pflegezeit kaum noch der Fall war. Wir kamen uns wieder näher und allein dafür bin ich so sehr dankbar.
Dieses Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit, sowie mein gesammeltes Wissen über die Pflegekräfte im „24-Stunden-Betreuungsmodell“ möchte ich nun weiter geben an Menschen, die ebenfalls nach einer helfenden Hand suchen, die sie mitnimmt auf diesem schweren Weg. Denn die psychische Belastung für alle Angehörigen sowie die der Betroffenen selbst sind absolut nicht zu unterschätzen. Die Erfahrungen mit den Depressionen meiner Mama haben meinen Bruder und mich so sehr geprägt, dass wir nun wissen wie wichtig es ist, das Leben wieder lebenswert zu gestalten.
Heute – nach über 16 Jahren Pflege-Erfahrung mit meiner Mama und über 4 Jahren Erfahrung mit VITA Fonfara – zeigen mir die positiven Rückmeldungen und die Dankbarkeit unserer Kunden, dass wir den richtigen Weg gehen.
Es macht mir und meinen lieben Kollegen große Freude zu sehen, wie die Menschen durch ihre 24-Stunden-Pflegekraft wieder aufblühen und neuen Spaß am Leben finden.
„Leben lebenswert gestalten“ – das ist zu unserer Berufung geworden.
Ich bin sehr stolz auf mein Team, dass wir alle genau hinter diesem Satz stehen und ihn nicht nur beherzigen, sondern diesen auch leben.
Ihre Luisa Fonfara