
Adventszauber bei Demenz: Kleine Rituale, große innere Wirkung
Rituale bei Demenz – Wie alte Gewohnheiten Freude und Geborgenheit schenken
Für Menschen mit Demenz sind Rituale weit mehr als nur wiederkehrende Handlungen. Sie sind kleine Inseln der Sicherheit im Alltag, vertraute Wegweiser in einer Welt, die zunehmend schwerer zu verstehen ist. Gewohnheiten, die vielleicht über viele Jahrzehnte hinweg eine Rolle spielten, können auch dann noch ein warmes Gefühl von Halt, Orientierung und Freude auslösen, wenn Erinnerungen an aktuelle Ereignisse verblassen.
Ein besonders schönes Beispiel dafür sind Bräuche rund um die Advents- und Weihnachtszeit – etwa der Nikolaustag.
Warum Rituale so wichtig sind
Demenz verändert das Gedächtnis, aber Gefühle bleiben stark. Selbst wenn sich Betroffene nicht mehr bewusst an frühere Nikolausabende oder das Putzen der Stiefel erinnern können, lösen solche vertrauten Abläufe ein Gefühl von „Das kenne ich!“ aus.
Rituale…
- geben Struktur,
- schaffen Momente der Selbstbestimmung,
- stärken das Gefühl von Zugehörigkeit,
- und schenken Freude, die oft lange nachwirkt.
Gewohnheiten sind tief in uns eingebettet – manchmal stärker, als wir denken. Musik, Düfte, bestimmte Handlungen oder Symbole können überraschend klare emotionale Reaktionen hervorbringen.
Der Nikolaus: Ein kleines Ritual mit großer Wirkung
In vielen Familien ist es Tradition, am Vorabend des Nikolaustages einen Stiefel vor die Tür zu stellen. Und wie schön ist es, dieses Ritual auch mit demenziell erkrankten Menschen wieder aufleben zu lassen!
Vielleicht erinnern sie sich nicht mehr daran, woher der Brauch kommt oder wann genau Nikolaus gefeiert wird – aber die Geste selbst weckt Wärme und Freude.
Ein liebevoll vorbereiteter Stiefel mit einer Kleinigkeit wie
- einem Schokoladennikolaus,
- einer Mandarine,
- einer Nuss,
- oder einem kleinen Gedicht oder Foto
kann ein strahlendes Lächeln hervorbringen.
Oft wirkt es wie eine Reise in die Kindheit – und wer freut sich nicht wie ein kleines Kind über eine kleine Überraschung?
Kleine Rituale, große Wirkung
Neben dem Nikolaustag gibt es viele weitere Möglichkeiten, vertraute Gewohnheiten wieder aufleben zu lassen:
- das gemeinsame Singen oder Hören alter Weihnachtslieder
- Plätzchen backen oder einfach Plätzchenduft genießen
- gemeinsam Kerzen anzünden
- bekannte Gedichte oder Geschichten vorlesen
- tägliche Abend- oder Morgenrituale
- regelmäßige Spaziergänge zu Lieblingsorten
All diese kleinen Inseln der Vertrautheit schenken Momente der Orientierung – und oft auch unerwartete Momente der Klarheit.
Freude, die bleibt
Auch wenn die kognitive Erinnerung vielleicht schnell verblasst, bleibt die emotionale Wirkung bestehen. Ein warmes Gefühl, ein Lächeln, eine innere Ruhe – das alles kann durch ein einfaches Ritual ausgelöst werden.
Darum lohnt es sich so sehr, alte Traditionen liebevoll aufzugreifen, besonders in der Adventszeit. Ein gefüllter Nikolausstiefel mag eine Kleinigkeit sein – aber seine Wirkung reicht tief ins Herz.